
Eltern sehen sich oft mit besonderen Herausforderungen im Vorstellungsgespräch konfrontiert. Besonders Müttern wird manchmal unterstellt, dass sie sich nicht richtig einbringen können, weil die Kindererziehung letztlich doch Vorrang hat.
Das führt so weit, dass eine Klientin mich im Coaching fragte, ob es besser wäre, Ihre Kinder im Lebenslauf lieber zu verschweigen.
Das ist für mich keine Option!
Spätestens wenn du die Stelle bekommst, wird irgendwann bekannt, dass du Kinder hast. Was meinst du, was dein damaliger Gesprächspartner davon hält?
Und mal ehrlich – die eigenen Kinder verleugnen? Willst du wirklich eine Stelle haben, bei der du das tun müsstest? Ich würde diese Stelle nicht haben wollen!
Mal abgesehen davon, dass ich es völlig in Ordnung finde, wenn die Kindererziehung Vorrang hat, heißt das doch nicht, dass sich Eltern deswegen nicht richtig in den Job einbringen. Sie organisieren es nur anders. Und genau das ist im Vorstellungsgespräch dem Gesprächspartner zu vermitteln.
Und das klar und unmissverständlich!
Beispielhafte Gesprächspassage aus dem Vorstellungsgespräch:
„Sie haben also zwei schulpflichtige Kinder? Können Sie damit denn überhaupt arbeiten gehen?“
„Ja, selbstverständlich, sonst hätte ich mich ja nicht beworben.“
„Und was ist, wenn die Kinder krank sind?“
„Dann kümmere ich mich natürlich um sie. Das heißt aber nicht, dass ich automatisch im Job ausfalle. Ich habe ein gutes Notfallkonzept, das in solchen Fällen greift.“
„Aha und wie sieht dieses Notfallkonzept aus?“
„Meine Eltern sind Rentner und wohnen nur einige Straßen weiter, sie können sofort übernehmen.“
Oder
„Wir haben einen Freundeskreis noch aus Kindergartenzeiten, der sich gegenseitig unterstützt. Nicht alle Eltern sind berufstätig, einige arbeiten auch im Home-Office. Ein kleiner Anruf morgens und eine andere Mutter / ein anderer Vater übernimmt.“
„Und was ist, wenn Ihr Kind beispielsweise einen Unfall in der Schule hat?“
„Dann gehe ich stark davon aus, dass mir in solchen Extrem-Notfällen hier im Haus Verständnis entgegengebracht wird und ich selbstverständlich für mein Kind da sein kann.“
Sei unbedingt ganz klar in deinen Aussagen. Du darfst gerne mit einem Augenzwinkern auf die Vorteile berufstätiger Eltern hinweisen.
„Sie glauben gar nicht, wie gut man plötzlich organisieren kann, wenn man Kinder hat.“
„Multi-Tasking ist das tägliche Brot einer Mutter.“
„Ich finde gerade die Kombination Kinder und Arbeit super, denn es befruchtet sich gegenseitig. Nach der Arbeit freue ich mich sehr auf meine Kinder und das gemeinsame Spielen. Ich bin aber auch sehr froh, wenn ich – nachdem ich zum 30. Mal das Töröööö von Benjamin Blümchen vorgelesen habe – endlich am Schreibtisch ankomme und mich mit wohlformulierten Geschäftsbriefen beschäftigen darf.“
Kinder zu haben und dabei berufstätig zu sein ist nicht das
Problem. Eine nicht geklärte Haltung erschwert die Zusammenarbeit.— Bewerbungserfolg (@C_Tetz_Froboese) 19. September 2016
Als Arbeitgeber erwarte ich von meinen Mitarbeitern, dass sie ihr Privatleben geklärt und organisiert haben. Wie es im Einzelnen aussieht, geht mich erst einmal nichts an. Das Interesse dafür hängt dann von der Haltung der Vorgesetzten ab und die ist mal mehr, mal weniger familienfreundlich.
Wenn du ein klares Statement abgibst und in der täglichen Arbeit beweist, dass du in der Lage bist, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen, dann ist alles in Ordnung. Wenn es dann mal Ausnahmesituationen gibt, dann wird jeder dafür Verständnis haben.
Ein kleines Beispiel aus meiner Coachingpraxis
Frau H., Mediendesignerin, Mutter von zwei Kindern im Alter von drei und neun Jahren, erschien aufgeregt bei mir:
„Ich habe in zwei Tagen ein Vorstellungsgespräch bei meinem absoluten Wunschunternehmen. Aber ich habe doch zwei Kinder, wie kann ich das rüberbringen?“
„Haben Sie die Kinder im Lebenslauf nicht erwähnt?“
„Doch – natürlich.“
„Dann brauchen Sie das doch nicht noch einmal extra erwähnen, dann weiß es Ihr Gesprächspartner doch schon.“
„Ja, aber ich meine, wie kann ich denn vermitteln, dass ich trotz meiner Kinder locker 20 Stunden arbeiten kann?“
„Zweifeln Sie selbst denn an dieser Tatsache?“
„Nein, ich bin ja auch nicht allein. Mein Mann kann notfalls einspringen, meine Schwiegereltern und Freunde gibt es auch noch.“
„Wo ist dann das Problem?“
„Wie schaffe ich es, dass mein Gesprächspartner mir das glaubt?“
„Indem Sie möglichst klar Ihre Vorstellungen kommunizieren. Wenn Sie Angst haben, dass die Tatsache, dass Sie Mutter sind, negativ bewertet wird, dann erläutern Sie Ihrem Gesprächspartner die Vorteile. Abgesehen davon, glaube ich nicht, dass es ein Problem ist, denn sonst wären Sie gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden.“
„Ja, aber …“
„Frau H., lassen Sie uns doch einfach mal verschiedene Worst-Case-Szenarien durchspielen.
Was machen Sie, wenn Ihr Sohn morgens nicht die Schuhe anziehen will, Sie aber dringend aus dem Haus müssen und Ihre Tochter schon im Auto sitzt und wartet?“
„Ich schnappe mir Sohn und Schuhe und bringe ihn notfalls auf Strümpfen in die KiTa.“
„Was passiert, wenn Ihre Tochter morgens 39 Grad Fieber hat und hustet?“
„Ich mache telefonisch einen Termin beim Kinderarzt und rufe meine Schwiegermutter an, damit die solange die Betreuung übernimmt.“
„Wenn es aber ganz, ganz schlimm ist und Ihre Tochter Sie dringend braucht.“
„Hm… dann kann ich ja vielleicht an diesem Tag nachmittags
arbeiten, wenn mein Mann die Betreuung übernehmen kann oder ich kann mir vielleicht kurzfristig Urlaub nehmen.“
„Wie organisieren Sie das?“
„Ich rufe im Unternehmen an, schildere die Situation und frage, ob es in Ordnung ist, wenn ich nachmittags komme oder Urlaub nehme.“
„Nehmen wir den schlimmsten Fall an, es wäre nicht in Ordnung. Was dann?“
„Dann bleibt mir die Schwiegermutter als Lösung. Aber meinen Sie nicht, man hätte dafür Verständnis? So etwas kommt ja höchstens einmal im Jahr vor. Meine Kinder sind eigentlich sehr gesund. Und bei der Großen wird das so gar nicht vorkommen. Sie ist ja schon Neun, da versteht sie, dass ich zur Arbeit muss und die Oma übernimmt. Wenn überhaupt, könnte das nur bei dem Kleinen so
passieren.“
„Aha – meinen Sie dann nicht, Sie machen sich vielleicht zu große Sorgen? Seien Sie einfach klar in Ihren Aussagen. Wichtig ist, dass Sie Dinge im Vorfeld klären. Fragen Sie also beim Vorstellungsgespräch, ob Sie die 20 Stunden flexibel ausfüllen können, ob eventuell die Möglichkeit besteht auch kurzfristig mal die Arbeitszeit in den Nachmittag zu verschieben. Womöglich gibt es auch eine Home-Office-Lösung für den Notfall. Fragen Sie bei dem Gespräch übermorgen danach. Und sagen sie ruhig, dass Sie das fragen, weil Sie Kinder haben und im Vorfeld diese Informationen brauchen, um alles zu organisieren.“
Frau H. rief mich gleich nach dem Vorstellungsgespräch begeistert an und berichtete, dass Sie alles wie besprochen gemacht hätte und dass es einfach großartig war.
Der zukünftige Chef war super nett und erzählte von seinen eigenen drei Kindern. Natürlich gestand man Frau H. Flexibilität in der Arbeit zu. Für Teilzeitkräfte und Mütter oder Väter wäre dies doch selbstverständlich. Sie hatte ein sehr gutes Gefühl nach diesem Gespräch. Nur wenige Tage später erhielt Sie die Zusage.
Zusätzlich gibt es im Buch jede Menge Übungen und Praxisbeispiele.
Also merken: Immer klar in der Positionierung und den Aussagen sein. Du kannst einem Arbeitgeber eine ganze Menge Zusatzkompetenz bieten, gerade weil du eine Mama oder ein Papa bist!
Geh DEINEN Weg!
Alles Liebe
Claudia (die selbst zwei Kinder hat … und zwei Hunde 😉 )
P. S. Ich freue mich, wenn du diesen Artikel teilst. Danke!
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[…] Die besondere Herausforderung für Eltern beim Bewerben beschreibe ich auch in diesem Artikel. […]