
Erst vor kurzer Zeit startete ich mein Blog „Bewerben – endlich erfolgreich!“ und heute stolpere ich über die Blogparade „Mut zum Jobwechsel“ von Melanie Vogel von Futability. Das ist ja ein interessanter Zufall.
Bei der Frage von Melanie „Wann habt ihr Mut zum Jobwechsel bewiesen oder beweisen müssen“ habe ich erst ein wenig geschmunzelt, denn in meinem Leben gab es viele Jobwechsel. Freiwillige und … sagen wir mal Halbfreiwillige ????
Ich finde es völlig normal, zwischendurch mal den Job zu wechseln. Es ist mir nie schwer gefallen, auch dann nicht, wenn es eher halbfreiwillig war.
Aber beim weiteren Überlegen ist mir aufgefallen, dass ich in einer Familie groß wurde, in der ein Jobwechsel überhaupt nicht normal war. Ich komme aus dem Ruhrgebiet, aus Duisburg. Dort sind oder vielmehr waren die Hauptarbeitgeber Thyssen, Krupp und der Bergbau. Nahezu alle aus meiner Familie waren entweder bei Thyssen oder im Bergbau angestellt. Und dort haben sie ihr Leben verbracht – ohne Jobwechsel! Eventuell gab es mal einen Wechsel der Arbeitsstätte, aber niemals des gesamten Berufs oder des Arbeitgebers. In unserer Nachbarschaft sah es genauso aus.
Die einzige, die immer flexibel und zum Jobhopping bereit war, war meine Mutter. Sie hat immer die Arbeit der jeweiligen Lebenssituation angepasst. Und sie hat immer gerne neue Herausforderungen angenommen. Egal, ob sie nach der Ausbildung als kaufmännische Angestellte tätig war oder als jungverheiratete Frau als Möbelverkäuferin oder als junge Mutter in Heimarbeit Bilder sortiert hat – sie hat immer ihr Bestes gegeben, was dazu führte, dass sie bei den jeweiligen Chefs sehr beliebt war und immer zügig einige Karriereschritte hinlegte. Ihre oberste Priorität war aber die Familie und so fiel es ihr auch nicht schwer, Rückschritte in Kauf zu nehmen (zumindest hat man es ihr nicht angemerkt). Für sie war es nie schwer einen neuen Job zu finden. Wenn das Familienleben es mal wieder hergab oder die Familienkasse es benötigte, stieg meine Mutter mühelos in einen neuen Job ein. Eine ganze Zeit lang war sie auch selbstständig mit einem Kiosk.
Geht nicht, gibt’s nicht! oder Da geht noch was!
Vielleicht habe ich von ihr meine Flexibilität geerbt und meinen positiven Blick auf das Berufsleben. Und meine Sicherheit: „Da geht noch was!“ oder „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Besonders erstaunt mich gerade, dass ich tatsächlich das Modell meiner Mutter ganz selbstverständlich übernommen habe und es mir bis zu diesem Beitrag nie wirklich klar war. Also an dieser Stelle einmal: Danke Mama! Da hast du mir was richtig gut vorgelebt.
Mein Leben mit vielen Jobwechseln
Wie war das also genau bei mir? Nach der Realschule absolvierte ich eine kaufmännische Ausbildung „ordnungsgemäß“ (für ein Duisburger Mädel) bei Thyssen. Dies war aber eher eine Notlösung für mich, weil ich überhaupt keine Lust mehr auf Schule hatte und alle Bereiche, die mich interessierten, mit einem Studium zusammenhingen. Nach der Ausbildung wurde ich als Sachbearbeiterin angestellt und hätte an diesem Arbeitsplatz mein Leben verbringen können. Das war mir aber viel zu langweilig. Ich begann in Abendschule mein Abitur nachzuholen und hatte plötzlich Spaß an der Schule.
1. Jobwechsel: Von der kaufmännischen Sachbearbeiterin zur jobbenden Studentin
Nachdem ich das Abi in der Tasche hatte und eine klare Vorstellung von Karriere im Kopf, stiefelte ich motiviert zu meinem damaligen Betriebsdirektor und schlug ihm vor, mich zur Bürovorsteherin zu befördern (der vorherige Jobinhaber wollte nämlich in den Ruhestand gehen) . Danach wollte ich zwei Jahre später den nächsten angehenden Rentner beerben und Abteilungsleiterin werden. Statt einer begeisterten Zustimmung erntete ich Gelächter. Ich solle mit meinen 22 Jahren erst einmal Kinder bekommen und dann überlegen, ob ich als Frau tatsächlich eine Abteilung leiten könne. Es war in den 80er Jahren und die Emanzipation war – zumindest bei Thyssen – noch nicht so recht vorangekommen.
Bremsen kann man mich aber ganz schlecht, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Also beschloss ich, es dem Typen mal so richtig zu zeigen, kündigte und begann Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Da ich mir das aber eigentlich gar nicht leisten konnte, startete gleich parallel zum Studium der erste Nebenjob: Marketingassistentin in einer Werbeagentur.
2. – 10 (?) Jobwechsel: Ich probiere mich aus
Während des Studiums hab ich viele weitere Jobs ausprobiert und den Jobwechsel perfektioniert. Joghurt- und Milchpackerin im Kühlhaus (brrrrr … kalt!), Sekretärin in diversen Unternehmen während der Semesterferien, Messe-Hostess, Empfangsdame bei einem Computerunternehmen, Nachhilfelehrerin und schließlich Dozentin in der Erwachsenenbildung. Das war der Bereich, der mich so nachhaltig faszinierte, dass schnell klar war, dort würde ich bleiben.
Mittlerweile bin ich seit fast 30 Jahren in diesem Bereich tätig, was aber nicht heißt, dass ich zwischendurch nicht den Job gewechselt hätte. Ganz im Gegenteil!
Weitere Jobwechsel: Auf der Karriereleiter
Ich habe in der Erwachsenenbildung viele unterschiedliche Stellen ausgefüllt. Mal war ich freiberuflich unterwegs, mal festangestellt. Ich habe als Dozentin, Ausbilderin, Schulungsleiterin, Konzeptschreiberin, Projektleiterin, Koordinatorin, Multiplikatorin, Coach gearbeitet – in den verschiedensten Instituten.
Mal war der Jobwechsel durch den nächstgewünschten Karriereschritt notwendig, mal wurde er durch einen Umzug „der Liebe wegen“ notwendig. Mal war mir einfach langweilig oder ein Projekt war beendet und ein neues noch nicht in Sicht.
Ende des letzten Jahrtausends unternahm ich dann noch einen Abstecher in die freie Wirtschaft und leitete ein Kommunikationsunternehmen. Das war der Job mit der größten Verantwortung – nämlich für 240 Mitarbeiter. Wow! Eine echte Herausforderung, die mich wirklich „wachsen“ ließ und mir noch einmal einen anderen Blick auf Menschen im Jobwechsel präsentierte. Ich war nämlich plötzlich „auf der anderen Seite“ und somit zuständig für Einstellungen, Entlassungen und Personalentwicklung.
Nächster Jobwechsel: Von der angestellten Führungskraft zur Mutter und selbstständigen Beraterin
Danach war Familienphase angesagt, denn meine beiden Kinder kamen zur Welt. Als junge Mutter arbeitete ich wieder selbstständig und passte so meine Arbeitszeiten, der Lebenssituation an. Hauptsächlich war ich als Coach und Trainerin in Unternehmen unterwegs, wenn die Großeltern oder mein Mann sich um die Kinder kümmern konnten.
Jobwechsel: Back to the roots
Als meine Tochter sehr krank wurde, war ich gerade zur Vertragsunterschrift eines lukrativen Interimsmanagements in Köln (rund 400 km von meinem Kind entfernt). Die Angst, die ich auf dem Weg zum Krankenhaus ausstand, machte mir unmissverständlich klar: Es steht wieder ein Jobwechsel an. Ich will nicht mehr durch die Weltgeschichte reisen, sondern ich brauche eine feste Basis, in der Nähe meiner Kinder.
Also – back to the roots – ich ließ mich in einem Erwachsenenbildungsinstitut anstellen und war wieder als Ausbilderin für benachteiligte Jugendliche tätig. Weniger Geld, weniger Freiheit – aber die Sicherheit, kurzfristig für meine Kinder abkömmlich zu sein (die beide von diesem Zeitpunkt an, nie wieder ernsthaft krank wurden … zum Glück ???? ).
Wenn ich das hier so aufschreibe, wundere ich mich selbst ein wenig, dass es immer so problemlos ging. Ich musste wirklich niemals lange suchen.
Erfolgsfaktoren bei Jobwechsel? Zielorientierung, Selbstorientierung, Passgenauigkeit!
— Bewerbungserfolg (@C_Tetz_Froboese) 1. Oktober 2016
Erfolgsfaktoren beim Jobwechsel
Ich führe das auf drei wesentliche Faktoren zurück:
- Ich gehe in der Regel äußerst zielorientiert Ich mache mir im Vorfeld klar, was ich haben will und wie meine Prioritäten sind. Das führt dazu, dass ich mich besser entscheiden und auch gut mit den Konsequenzen leben kann (z. B. haben die Kinder Priorität, kann ich nicht gleichzeitig meine Karriere durch 16-Stunden-Tageseinsätze puschen oder umgekehrt hat der nächste Karriereschritt Priorität, muss ich damit leben, dass jemand anders meine Kinder betreut. Das bezieht sich aber nicht nur auf das Thema Kind und Karriere, sondern beispielsweise auch auf so etwas, wie: Will ich die Sicherheit einer Festanstellung mit Vollzeitgehalt, dann kann ich nur schwer gleichzeitig die Freiheit einer Selbstständigkeit erwarten). Außerdem kann ich mein Ziel, wenn ich es mir vorher so klar gemacht habe, gut kommunizieren. So werden Vorstellungsgespräche zu angenehmen Dialogen zwischen zukünftigen Kollegen.
- Ich hab eine gute Selbstorientierung. Ich weiß ziemlich genau was ich kann und was ich nicht kann, wo meine Stärken und wo meine Schwächen sind und auch wofür gerade die Schwächen gut sind. Und ich weiß, was ich mir im Zweifel zutrauen kann. Es wird ein Computerprogramm gefordert, dass ich noch nicht kenne? Kein Problem, ich hab mir schon so viele PC-Kenntnisse in kürzester Zeit angeeignet, das schaffe ich wieder. Es werden gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift erwartet – oha, die Auffrischung des eingerosteten Schulenglischs traue ich mir nicht in kurzer Zeit zu, also Finger weg von diesem Job.
- Passgenauigkeit. Ich schau mir die Stellenauschreibungen (oder bei Initiativbewerbungen das Unternehmen) ganz genau an, analysiere und recherchiere weitere Informationen aus Zeitungen, Internet etc. Dann vergleiche ich, wie gut die Anforderungen mit meinen Kompetenzen übereinstimmen und wie gut das Angebot mit meinen Wünschen übereinstimmt. Vorher – bei der Zielorientierung – habe ich mir klargemacht, was meine Mindestanforderungen sind. Und habe ich da die Bedingung 80 prozentige Übereinstimmung beschlossen, dann muss das auch so hinkommen, sonst wende ich dafür keine Energie auf. Ich war noch nie ein Freund von faulen Kompromissen. Wenn es passt – super, dann haben beide Seiten etwas davon – die klassische Win-Win-Situation. Passt es nicht, ist es auch für etwas gut, dann wartet meine Wunschstelle an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit auf mich.
Nun mag jemand einwenden: „Ja, aber wenn der Leidensdruck hoch ist, weil ich schon seit einiger Zeit arbeitslos bin, dann funktioniert das nicht.“ Doch! Denn ich kann meine Mindestanforderung flexibel anpassen. Wenn der Leidensdruck sehr hoch ist, muss ich vielleicht erst einmal mit einer 50prozentigen Übereinstimmung klarkommen und versuche dann beim nächsten Jobwechsel (dann vielleicht aus ungekündigter Stellung) eine höhere Übereinstimmung zu realisieren.Trotzdem ist das Allerwichtigste vorher das Ziel (meine Vision, mein Wunsch, meine Idealvorstellung) klar vor Augen zu haben. Denn ich kann nur auf ein Ziel zusteuern, wenn ich es kenne, ansonsten stochere ich im Nebel und dreh mich im Kreis.
Jobwechsel: Wunscherfüllung
Und manchmal muss man einfach andere Wege suchen und mutig beschreiten, auf die man so am Anfang nicht gekommen wäre. So war bei mir beispielsweise die Festanstellung aus dem Sicherheitsaspekt heraus zwar richtig und wichtig, ich vermisste aber unglaublich die Freiheit der Selbstständigkeit. Anfangs dachte ich mir immer, beides geht nicht, du hast dich halt für die Sicherheit entschieden. Vielleicht ist das in 5 oder 10 Jahren nicht mehr so wichtig und dann machst du dich eben wieder selbstständig. Irgendwann kam mir der Gedanke: Vielleicht geht ja beides? Und vielleicht geht eine Selbstständigkeit, bei der ich nicht durch die Welt reisen muss. Heute arbeite ich mit 25 Wochenstunden festangestellt und hab dadurch Zeit für meine selbstständige Tätigkeit gewonnen. Manchmal (eher selten) sind diese zwei Welten plus Familie schwer zu vereinen, aber meistens befruchten sie sich gegenseitig und ich liebe alle Bereiche sehr und bin rundum zufrieden.
Fazit
Meine Jobwechsel habe ich nie bereut. Jeder war wichtig, jeder hat mich weitergebracht (nicht immer karrieremäßig, sondern in unterschiedlicher Hinsicht).
Ich kann nur jedem raten, der dieses Kribbeln der Veränderung in sich spürt: Mach es! Gehe ziel- und selbstorientiert vor und achte darauf, dass deine Mindestanforderungen passgenau erfüllt werden! Dann ist alles gut!
Herzlichen Dank an Melanie für diese Blogparade. Es hat großen Spaß gemacht, nochmals den eigenen Werdegang zu betrachten und kritisch zu hinterfragen.
Wer Begleitung beim Jobwechsel benötig, darf sich gerne an mich wenden. Auch auf meiner Webseite bewerben-endlich-erfolgreich.de gibt es jede Menge Tipps und Material für bevorstehende Jobwechsel.
Geh DEINEN Weg!
Alles Liebe
Claudia (die ganz gerne mal den Job wechselt)
Photo credit: Martin Deutsch via Visualhunt.com / CC BY-NC-ND
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